Wir alle wissen es: Es gibt Menschen mit Führungskompetenz, die sind die geborenen Leader – und andere sind das nicht. Erinnern Sie sich doch mal an Ihre Schulzeit. Auf dem Pausenhof zum Beispiel. Vielleicht haben Sie auch so etwas wie „Räuber und Gendarm“ gespielt. Wer hat dabei die Rollen verteilt?  Oder denken Sie an das Zusammenstellen einer Mannschaft fürs Fußballspielen. Da haben die Leader bestimmt, wer wo spielt. Die hatten einfach eine natürliche Autorität. Die anderen haben auf sie gehört.

Viele von diesen Typen sind Führungskräfte geworden. Sie wollen vermutlich wissen, wer bei Ihnen im Unternehmen das Zeug zum Leader mit Führungskompetenz hat. Sie stellen sich vielleicht Fragen wie:

• Auf wen kann ich mich in jeder Situation verlassen?
• Wer wird die Leute mitreißen, wenn es schwierig wird, wenn Veränderungen anstehen?
• Wer aus dem Team fördert andere, ist hilfsbereit und findet schnell Lösungen, statt Probleme wochenlang zu diskutieren?

Moment mal, haben wir nicht gerade gesagt: Wer schon in der Schule ein Leader war, der wird es auch später im Unternehmen sein? Ja, in vielen Unternehmen wird jedoch auch fast automatisch befördert. Weil jemand schon so lange im Betrieb ist oder jemand fachlich weit besser ist als andere im Team. Das sollten jedoch nicht die entscheidenden Kriterien sein. Beantworten Sie sich deshalb die oben genannten Fragen zuerst, bevor Sie entscheiden, wem Sie eine Führungsposition anvertrauen!

Letztlich müssen Sie dafür vor allem gut beobachten. Wer zeigt Führungskompetenz im Mikromanagement? Da ist die Mitarbeiterin, die als Erste gefragt wird, wenn jemand aus dem Team nicht weiterweiß. Da ist der Mitarbeiter, der andere anleitet und Abläufe selbstständig organisiert. Da sind Leute, die sich für andere einsetzen und schwächere an die Hand nehmen.

Informelle Leader mit Führungskompetenz

• engagieren sich weit über dem Durchschnitt
• sind jeden Tag oder so gut wie jeden hochmotiviert
• begegnen jedem mit Respekt und Wertschätzung
• agieren mit großer Ausdauer
• sind stets äußerst zuverlässig

Klar, die grundsätzliche Richtung mag ein Geschäftsführer vorgeben. Dennoch braucht es Menschen, denen andere folgen, die andere besser machen und ihr Team mitziehen.

Ich mache leider oft die Erfahrung, dass vollkommen ungeeignete Führungskräfte ohne Führungskompetenz „installiert“ werden.

Beispielsweise lernte ich einmal einen Einkaufsleiter kennen, nennen wir ihn Herrn Koch. Er war fachlich hochqualifiziert, ein Genie im Verhandeln, in strategischen Themen außerordentlich klar strukturiert. Und dennoch sind ihm permanent die Mitarbeiter davongelaufen. Entweder wechselten sie auf eigenen Wunsch in andere Abteilungen oder verließen das Unternehmen. „Zuwachs“ aus anderen Bereichen des Unternehmens bekam Herr Koch nicht, denn: Er war bekannt für seine Unnahbarkeit und dafür, das Haar in der Suppe zu suchen, auf jedem Fehler herumzureiten. Er hatte einfach keine Führungskompetenz. Das ging über einige Jahre schon so.

Die Geschäftsleitung des Unternehmens nahm Kontakt zu mir auf, denn sie wollten Herrn Koch nicht verlieren, konnten die Situation aber so nicht einfach weiterlaufen lassen. Da sich nach einigen Coachings am grundsätzlichen Führungsverhalten von Herrn Koch nichts änderte, fanden wir eine andere Lösung: Herr Koch übernahm eine übergeordnete Funktion, die durch das Wachstum im Unternehmen notwendig geworden war.

Gleichzeitig blieb Herr Koch Chef des Einkaufs. Ein anderer, langjähriger Mitarbeiter übernahm die Führung des Teams. Der war fachlich nicht ganz so stark wie Herr Koch, jedoch zeigte er gute Führungskompetenz und war im Umgang mit Menschen ausgezeichnet.

Seit diesen Änderungen haben sich mehrere Mitarbeiter anderer Abteilungen aktiv für die vakanten Stellen im Einkauf beworben. Die Stimmung hat sich verbessert und Herr Koch kann noch intensiver seine Talente nutzen – zum Wohle des Unternehmens.

Nicht jeder ausgezeichnete Mitarbeiter, im Übrigen auch nicht jeder Chef, ist für die Führung von Mitarbeitern geeignet. Finden Sie in solchen Fällen Kompromisse und tun sie damit beiden Seiten einen Gefallen. Investieren Sie in Mitarbeiter, die Führungskompetenzen und fachliche Kompetenzen haben. Denn es geht vor allem um die Persönlichkeit und Fähigkeiten im Miteinander, um Motivation, Geduld, konstruktive Kritik und mentale Stärke. Solche Dinge bestimmen heute mehr denn je über Erfolg oder Misserfolg des gesamten Unternehmens.

Was noch wichtig ist: Reden Sie mit den informellen Führungskräften über ihre Rolle und über ihre Führungskompetenz. Beziehen Sie sie mit ein, wenn sie einen Veränderungs-Prozess planen.

Die Learnings:

• Informelle Leader mit Führungskompetenz wirken als Multiplikatoren.
• Sind sie nicht überzeugt oder werden sie übergangen, können sie jede Maßnahme zum Scheitern bringen.
• Werden sie überzeugt, dann überzeugen sie das gesamte Team und sorgen für jede Menge Begeisterung.

Identifizieren Sie Ihre informellen Leader mit Führungskompetenz, fördern Sie diese. Auch wenn diese Mitarbeiter häufig nicht offiziell führen wollen, tun sie es informell bereits seit langem. Mancher entwickelt vielleicht sogar Spaß an einer Führungsposition – und rückt irgendwann doch einmal als Führungskraft nach. Die Führungskompetenz dieser Mitarbeiter ist schon lange erkennbar. Schauen Sie einfach genau hin.