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Geben Sie Orientierung und Zuversicht!

Geben Sie Orientierung und Zuversicht! Wie Führungskräfte Mitarbeiter in Krisenzeiten optimal unterstützen

Keiner will mehr eine Auflistung der aktuellen Krisen lesen. Sie haben vermutlich auch längst die Nase voll davon. Doch viele Menschen lassen sich in hohem Maße von den permanent auf sie einprasselnden negativen Nachrichten beeinflussen. Das nagt an ihrer Psyche, was wiederum hohe Anforderungen an alle Unternehmen und vor allem an die Führungskräfte stellt. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Orientierung zu geben, ihnen Zuversicht zu vermitteln, sie zu motivieren und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu erzeugen: Das gibt Sicherheit und schafft Verbundenheit – und ist damit heute erfolgskritisch.

Neben der permanenten Krise sind der enorm rasche Wandel in allen Branchen sowie der Arbeitskräftemangel die Faktoren, welche die aktuelle Situation kennzeichnen. Darauf müssen Sie als Unternehmer oder als Führungskraft unbedingt reagieren. Beobachten Sie einmal Ihr Team. Der eine oder andere ist verunsichert? Kein Wunder! Auf der anderen Seite haben die meisten Ihrer Leute Chancen wie noch nie. Sehr viele Qualifikationen werden händeringend gesucht. Wer sie hat, kann jederzeit woanders anheuern.

Mehr Zeit für Führung

Wenn Sie Abwanderung verhindern wollen, schauen Sie sich die Führungsarbeit in Ihrem Betrieb einmal genauer an. Wie viel Zeit wenden die Führungskräfte wirklich für das auf, was ihrer Führungsposition – neben den  Fachthemen – entspricht? Zahlreiche Studien wie die des Gallup-Instituts zeigen, dass nur etwa drei bis fünf Prozent der täglichen Arbeitszeit von Führungskräften für die eigentliche Führungsarbeit übrig bleiben. Da wird Sacharbeit in den Projekten geleistet, werden viele administrative Tätigkeiten erledigt, wird sich jedoch viel zu wenig mit den Mitarbeitern beschäftigt. Das rächt sich! Gerade jetzt, da die Menschen sich oft wie im luftleeren Raum fühlen. Sie wollen Gemeinschaft und sich wohl fühlen, gerne auf die Arbeit kommen. Sie wollen durchaus Teil von Veränderung sein, Verantwortung übernehmen und eine Perspektive haben. Mehr Kommunikation und Zuwendung steigern die Bindung Ihrer Mitarbeiter deutlich. Und das ist in Zeiten des Fachkräftemangels ein Thema, das mittlerweile für fast alle Unternehmen strategische Bedeutung hat.

„Ich rede doch permanent mit meinen Leuten“, sagen mir viele Führungskräfte. Tatsächlich erschöpft sich dieses Reden in Anweisungen und oftmals leider auch negativer Kritik. Machen Sie es besser und vereinbaren Sie regelmäßige Feedback-Gespräche. Halten Sie diese Termine ein und nehmen Sie sich dafür ausreichend Zeit. Besprechen Sie mit Ihren Mitarbeitern, was gut gelaufen ist, verteilen Sie begründetes Lob und seien Sie dort konstruktiv, wo es etwas zu verbessern gibt. Sie werden merken: Ihre Leute freuen sich auf diese Gespräche, sie ziehen Nutzen daraus, sie merken, dass sie ernst genommen werden.

Darüber hinaus sollte die Kommunikation eine weitere Dimension haben: Es sollte dabei auch um die Ziele des Unternehmens, um seine Strategien, um anstehende Change-Prozesse gehen. Das sind keineswegs Dinge, die man nur im Führungszirkel zu diskutieren braucht. Gerade in Zeiten, in denen alles im Fluss ist, wollen die Menschen Information darüber, wo es langgeht. Sie wollen sich überzeugen, dass ihr Unternehmen einen Plan hat. Und mehr noch: Sie wollen eigene Vorschläge machen, Verbesserungen anbringen können. Mitarbeiter wollen Teil der Lösung sein und nicht diejenigen, denen lediglich Probleme präsentiert werden. Sie wollen einen Beitrag leisten! Das steigert den Selbstwert und gibt die Sicherheit, einen Beitrag geleistet zu haben. Eine höhere Eigenmotivation ist die automatische Folge dieser Art von Führung.

Betroffene zu Beteiligten machen

Ich begleite seit etwa eineinhalb Jahren eine Autohausgruppe bei der Unternehmensnachfolge. Die nächste Generation ist bereits seit einigen Jahren dabei und soll nun das Steuer übernehmen. Das Automobilgeschäft verändert sich seit einigen Jahren massiv. Neue Antriebe, viele neue Hersteller, die auf den Markt drängen, massive Lieferprobleme, die Preis- und Zinsspirale und der Fachkräftemangel setzen die Branche massiv unter Druck. Deshalb gehen viele Autohäuser neue Wege, nehmen neue Hersteller ins Programm oder setzen neue Geschäftsideen um.

Mein Kunde vertreibt seit diesem Jahr Wohnmobile und wird für den Service eine neue Werkstatt anbauen. Die Planung war im Sommer bereits mehr oder weniger abgeschlossen, als wir den nächsten Workshop für den Führungskreis veranstalteten. Auf meine Frage, ob die Führungskräfte und Meister der Werkstatt bei der Planung einbezogen worden waren, erntete ich zunächst nur ein Schulterzucken. Ich habe daraufhin den Unternehmern empfohlen, die Führungskräfte mit ins Boot zu nehmen. Die Folge? Die gesamte Planung wurde verändert. Die Führungskräfte waren begeistert und legten sich richtig ins Zeug. Viele ihrer Ideen erwiesen sich als sehr wichtig, um die Abläufe in der Werkstatt zu optimieren und für die Zukunft weitere Geschäftsfelder integrieren zu können.

Damit hatten die Unternehmer nicht gerechnet. „Hätten wir unsere Leute nicht mitgestalten lassen, hätten wir viele Fehler gemacht und die ganze Mannschaft wäre frustriert gewesen“, so das Resümee. Mit einem solchen Engagement hatte tatsächlich niemand gerechnet. Das zeigt, wie enorm wichtig es ist, Betroffene zu Beteiligten zu machen!

Erlebnis von Sinn prioritär

Ein weiterer Punkt: Mitarbeiter sind heute nicht mehr mit einem guten Gehalt und 30 Tagen Urlaub zufrieden. Sie wollen ihre Arbeit als sinnvoll erleben, was gerade in Zeiten der Krise Sicherheit vermittelt. Schließlich wird sinnvolles Tun, werden sinnvolle Produkte und Dienstleistungen voraussichtlich nicht so schnell überflüssig. Sinn und Sicherheit sind daher verschwistert. Wenn Sie das eine transportieren, dann transportieren Sie auch das andere. Und sich sicher zu fühlen, das wünschen sich so gut wie alle – trotz der vielen Alternativen auf dem Arbeitsmarkt.

Ein weiterer Aspekt von Sicherheit – und von Wohlfühlen –

Ist, ohne Angst zur Arbeit zu gehen. Eine Selbstverständlichkeit? Keineswegs! Mehr als 50 Prozent der Arbeitskräfte fürchtet sich mindestens einmal die Woche vor dem nächsten Arbeitstag. Das hat eine aktuelle Studie von Headspace ergeben. Erschütternd und ein enormer Motivationskiller. Die psychische Belastung der Arbeitnehmer ist laut DAK-Gesundheitsreport eine der häufigsten Ursachen für den hohen Krankenstand in vielen Unternehmen. Stellen Sie sich vor, Sie hätten ständig Angst zu versagen, einen Fehler zu machen, die Vorgaben nicht zu erfüllen nicht zu genügen. Sie würden dann nur vom Wochenende träumen, an dem Sie sich aber kaum entspannen könnten. Da bleibt für viele nur noch ein Ausweg: den Arbeitgeber wechseln.

Nehmen Sie Ihren Mitarbeitern ihre Angst. Das ist eine zentrale Aufgabe von Führung! Etablieren Sie eine Fehlerkultur, in der es toleriert wird, auch mal danebenzugreifen, sofern man daraus lernt. Und schaffen Sie eine Atmosphäre der gegenseitigen Wertschätzung und eine, in der einer dem anderen hilft. Wie das gelingt? In erster Linie durch Ihr Vorbild! Behandeln Sie niemals jemanden ungerecht, übernehmen Sie selbst Verantwortung und zeigen Sie Ihren Glauben an das Unternehmen. Letzteres führt zu Optimismus, den wir alle nötiger denn je haben.

Individuen als Individuen behandeln

Freuen Sie sich, wenn jemand Ihre Stärken erkennt und würdigt? Ganz bestimmt! Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geht es genauso. Behandeln Sie sie deshalb als das, was sie sind: Individuen mit speziellen Talenten und einzigartiger Erfahrung. Analysieren Sie diese, lassen Sie sich auch von Ihren Leuten erzählen, was diese wo gelernt haben und was sie gerne machen, zeigen Sie Interesse. All das hilft Ihnen dabei, jeden an den Platz zu stellen, an dem er sich am besten einbringen kann. Und das wiederum erhöht seine Resilienz, denn: Wer merkt, dass er seine Kompetenzen einsetzen kann, hat mehr Selbstvertrauen – und geht mit Schwierigkeiten lockerer um. Darüber hinaus steigt die Eigenmotivation, es werden weniger Fehler gemacht und die höhere Eigeninitiative führt zu mehr Verantwortungsübernahme Ihrer Mitarbeiter.

Sieben Tipps für Führungsstärke in Zeiten der Krise

  1. Analysieren Sie die individuellen Fähigkeiten, aber auch den jeweiligen Typus Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!
  2. Setzen Sie jeden Einzelnen passend zu seinen Qualifikationen sowie seinen individuellen Stärken ein!
  3. Achten Sie auf mental stärkende Führung in Form von Struktur, Klarheit, Sicherheit, Wertschätzung etc. – bei sich selbst und gegenüber Ihrem Team!
  4. Beginnen und beenden Sie jeden Tag selbst und mit Ihrem Team mit einer Fokussierung auf das Positive!
  5. Kommunizieren Sie klar und transparent Ihre Erwartungen – und hören Sie zu, wenn Ihre Mitarbeiter ihre Erwartungen ausdrücken!
  6. Informieren Sie über Ziele und Pläne des Unternehmens und beziehen Sie Ihre Mitarbeiter in die Lösung anstehender Aufgaben aktiv ein.
  7. Erhöhen Sie die Lebensqualität Ihrer Mitarbeiter, indem Sie dafür sorgen, dass sie gerne zur Arbeit gehen und ihr Tun als sinnhaft erfahren!